Maria Vedder

Den Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit von Maria Vedder bilden Videoarbeiten, die existenzielle, gesellschaftliche als auch medientheoretische Fragen verhandeln.


Ausgangspunkt für die Videoanimation Die Regenmacher sind Luftaufnahmen, die mit Beregnungsanlagen überformte Landschaften zeigen, welche Ausdruck sind von der Ausbeutung natürlicher Ressourcen zu wirtschaftlichen Zwecken. Vedder versetzt die kreisförmigen Felder, die wie Fremdkörper auf der vernarbten Erdoberfläche wirken, mit digitaler Animation in eine gleichförmige Rotation, welche die Künstlichkeit dieser landwirtschaftlich-industriellen Nutzung unmittelbar vor Augen stellt. Die Form des Kreises taucht neben den Feldern der Beregnungsanlagen auch im Ausschnitt der dargebotenen Landschaft auf und konterkariert in seiner symbolischen Bezugnahme auf das Ewige die Begrenztheit unserer natürlichen irdischen Ressourcen.



Für die Videoinstallation NoSenses sind Zeitungsbilder von Menschen, die ihre Sinnesorgane mit den Händen verbergen, der Ausgangspunkt. Diese Bilder werden von Vedder archiviert und in eine digitale Animation überführt. Die als „work in progress“ angelegte Arbeit, welche neue Zeitungsbilder aufnimmt, findet ihren Abschluss mit dem Ende der gedruckten Zeitung. Die Geschwindigkeit der Abfolge der Bilder, die auf drei aufeinander gestapelten Röhren-Monitoren zu sehen sind, nimmt im zeitlichen Verlauf immer mehr zu, so dass die Einzelformen verlaufen, die Bilder miteinander zu oszillieren beginnen und sich fast aufzulösen scheinen. Die in der Installation geballt gezeigten Printmedien-Stereotypen verbergen und offenbaren zugleich. Hierbei werden die aufeinander gestapelten Geräte zu einer dynamischen Raumskulptur, bei der sich aus statisch-fragmentarischen Bildern des Menschen ein organisch-technischer Cyborg emporzuschwingen scheint.

Vita

Maria Vedder arbeitet seit den 1970er Jahren mit den Medien Video und Fotografie. Sie transformiert kulturelle und gesellschaftliche Phänomene in häufig poetische Filme und Installationen. Perspektiven zu verrücken, um die verborgenen Schichten alltäglicher Wirklichkeiten sichtbar zu machen, gehört zu den grundlegenden Kennzeichen ihrer medienkünstlerischen Arbeit.

 


Durch die Reduktion der Bildobjekte und die Entschleunigung von Bewegungsabläufen erreichen ihre Videos eine Konzentration, die im Kontrast zum alltäglichen Informationsüberfluss steht.


Maria Vedder stellt in Europa, Australien, Asien und Amerika aus. Ihre Videos werden in Ausstellungen und bei Festivals auf der ganzen Welt gezeigt. Längere Studienaufenthalte und Vortragsreisen führten sie vor allem nach Asien.

Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, u. a. dem Museum Ludwig Köln, dem Neuen Berliner Kunstverein, den Staatlichen Museen zu Berlin/Kupferstichkabinett, der Tate Gallery Liverpool/England und dem ZKM/Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Einige Filme sind aufgenommen in den Kanon der Videokunst zur Sicherung des kulturellen Erbes, einem Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes von 2006, „40jahrevideokunst.de – Digitales Erbe: Studienedition zur Videokunst in Deutschland von 1963 bis heute“.

Neben anderen Auszeichnungen gewann sie 1988 den Hauptpreis beim Wettbewerb zum Marler Videokunst-Preis. 2012 erhielt sie das u.a. von der Europäischen Kommission und Werkleitz Halle unterstützte EMARE MEX-Stipendium und verbrachte zwei Monate als Artist in Residence in Mexiko, um eine mehrkanalige Video- und Audioinstallation zu produzieren.

Maria Vedder wurde im niedersächsischen Nordhorn geboren. Sie  studierte Fotografie an der Fachhochschule Köln und im Anschluss Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie Sozialwissenschaft an der Universität zu Köln.

In den 80er Jahren war sie Dozentin für elektronische Medien am Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft der Universität zu Köln, danach nahm sie Gastprofessuren an der Fachhochschule Düsseldorf und der Bremer Hochschule für Künste wahr. 1991 wurde sie als Professorin für Medienkunst an die Universität der Künste Berlin berufen, wo sie bis 2014 am Institut für zeitbasierte Medien lehrte.

Neben ihrer Kunstproduktion ist Maria Vedder auch publizistisch und kuratorisch tätig. 1982 schrieb sie, gemeinsam mit Bettina Gruber, das Handbuch der Videopraxis, einen Leitfaden für Videoschaffende mit Erläuterungen zu elektronischen Techniken, 1983 gab sie, ebenfalls mit Bettina Gruber, die Anthologie Kunst und Video heraus, eine der ersten Überblickspublikationen der internationalen Videokunstszene im deutschen Sprachraum (beide im DuMont Buchverlag, Köln). 2014 erschien im Verlag der Universität der Künste Berlin zur entsprechenden Ausstellung im Berliner Zentrum für Kunst und Urbanistik (ZK/U) der Katalog ,What’s the time?’ – 22 Jahre Videokunst Maria Vedder und Alumni der Klasse Medienkunst der Universität der Künste Berlin.
Der DISTANZ-Verlag Berlin brachte 2020 den interaktiven Katalog „Alle Zeit der Welt“ über die Videoarbeiten von Maria Vedder heraus.

www.mariavedder.de