Anita Stöhr Weber

Anita Stöhr Weber thematisiert in ihrem Werk immer wieder auf subtile Weise die Bedingungen der Malerei, indem sie ihr Augenmerk auf die einzelnen Bestandteile des Bildes lenkt, wie den Rand, die Farbe oder den Grund. In ihren Bild-Untersuchungen setzt sie am Material an und verwendet unterschiedliche Techniken als Bedeutungsträger. In allen Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, auch in der für den Kunstverein entwickelten raumbezogenen Arbeit „Neue Ebene“ wird das Thema der Oberfläche in besonderer Weise verhandelt.

Der sechsteilige großformatige Pigmentdruck aus der Werkreihe Leinwandscans zeigt eine handelsübliche Leinwand mit Webkanten, Fusseln und Fäden, die bei näherer Betrachtung an dem unteren gesäumten Rand als der Rest einer Rolle erkennbar ist. Die in Abschnitte gegliederte Leinwand wird mit Hilfe eines Flachbettscanners digital eingelesen, um anschließend maßstabgetreu als digitaler Pigmentdruck ausgeführt zu werden. Leichte Verschiebungen der Falten innerhalb der einzelnen Abschnitte verweisen auf den additiven Aufnahmeprozess beim Scannen, der anders als beim fotografischen Erfassen eines Objektes auf dem sukzessiven Ablesen der Oberfläche entlang einer Linie beruht. Die Leinwandscans stellen die Frage nach dem Verhältnis von Oberfläche und Textur. Was verrät das Abtasten der Oberfläche über die innere Machart des Dinges?



Die Werkreihe Mehr_Bilder untersucht Wahrnehmung und Erscheinung der Bilder im Internet. Zu sehen sind sechs konstruktiv anmutende auf Keilrahmen aufgezogene Leinwände in einem Hochformat, die verschiedenfarbige Flächen orientiert an einem zu Grunde gelegten spezifischen Bildraster zeigen. Die Initialen im Titel der Arbeiten verweisen dabei auf bestimmte Künstler und Künstlerinnen wie Michel Majerus, Ineke Hans, Pierre Soulages, Damien Hirst, Gerhard Richter, deren Namen von Stöhr Weber in digitale Suchmasken eingegeben wurden. Doch zu sehen sind nicht die eigentlichen künstlerischen Artefakte, sondern Farbflächen, die als erste Erscheinungen beim Laden und Aufbau von Bilderseiten in digitalen Suchmaschinen im Internet auftauchen. Dieses digitale, von einer Suchmaschine generierte Bild, erfasst Stöhr Weber als Screenshot und überführt es mit Hilfe des digitalen Pigmentdrucks auf eine Leinwand. Dadurch stellt Stöhr Weber das digitale Bild in die Tradition von konkreter malerischer Abstraktion.
 Stöhr Weber transformiert damit „ortlose“ digitale Bilder in den konkreten Ausstellungsraum und gibt ihnen dadurch eine körperlich haptische Dimension und eröffnet zugleich einen Diskursraum, der die Fragen nach dem Wesen und der Beschaffenheit von Bildern auf die im Internet generierten Bilder ausdehnt.

 

Vita

 

 

*1958 geboren in Lauffen am Neckar,

lebt und arbeitet in Berlin               
1986-1994 Studium der Freien Kunst bei Prof. Alf Schuler an der Gesamthochschule Kassel.
Produkt-Design (Flächendesign) bei Prof. Hamdi el Attar;
Diplom im Fach „Freie Kunst“ (1994)

www.anitastoehrweber.de

Foto Ronald Berg
Foto Ronald Berg

 Ausstellungstätigkeit/ Projekte (Auswahl)
2020 Beyond the Frame, Kunstverein Neuhausen / 2019 on canvas, Galerie Michael Sturm, Stuttgart / 2017/18 Last night’s fortune teller, Daimler Contemporary Berlin  / 2016 Modi des Minimierens, Galerie Gisela Clement, Bonn / essentials, Haus der Kunst München, Künstlerverbund im Haus der Kunst München e.V., München / Sammlungspräsentation, Museum für konkrete Kunst Ingolstadt, Ingolstadt  / Gebaute Bilder, Arbeiten aus der Sammlung Hupertz, Hamburg, Ernst Barlach Haus, Hamburg / glänzende Aussichten, Galerie Michael Sturm, Stuttgart (E) / Vielleicht sehe ich auch zu tief in die Dinge hinein, Overbeck-Gesellschaft Lübeck, Lübeck / 2010 Zeichnung `10, Galerie Michael Sturm, Stuttgart / 2009 Szenenwechsel, Museum für konkrete Kunst , Ingolstadt (E) / Anita Stöhr Weber – Annisa Ng Galerie Michael Sturm, Stuttgart (E) / Wer nichts zu verbergen hat, der hat nichts zu befürchten, galerie weisser elefant, Berlin (E) /  2007 Zwischen Konstruktion und Reduktion, Sammlung Hupertz, Museum Schloss, Gottorf, Schleswig (K) 2006 Bewegung im Quadrat. Das Quadrat in Malerei, Kinetischer Kunst und Animation“, Museum Ritter, Waldenbuch (Katalog) / 2005 Farbfilm, Wege zur Abstraktion III, Kunstverein Schloss Plön / 2004 Anita Stöhr Weber, Michael Sturm, Stuttgart (E) / 2003/04 ungemalt, Mies van der Rohe Haus, Berlin (E, P, K) / Freiraum, Overbeck- Gesellschaft Lübeck (P) / 2002 Kunst aus der Sammlung DaimlerChrysler, geometrical /cars, Albers bis Zittel, Galerie der Stadt Sindelfingen, (K) Stadtgalerie Kiel / 2001 Geometrical Affairs, DaimlerChrysler Contemporary, Haus Huth, Potsdamer Platz, Berlin / 2000 „diefarbehatmich “, Farbzeit, Identität und Ambivalenz“, Oberhausen (K,P) / painting, Galerie Michael Sturm, Stuttgart  1995 Farbstücke, Bahnwärterhaus, Esslingen am Neckar (E). www.anitastoehrweber.de

 

Sammlungen:

Private und öffentliche Sammlungen im In-und Ausland, u.a. Daimler Kunstsammlung, Sammlung Giuseppina Panza di Biumo, Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt, Kunstsammlung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.